janet grau

miss perception

miss perception

Performance & Installation, 1999

Im großen Innenhof der historischen Festung (Museum Festung Dresden) entstehen zwei Performance-Räume – ein Balkon mit Bogenfenstern, auf dem ich stehe, und ein Bereich darunter mit einem Edelstahltisch, der durch ein Geländer und Klebeband abgesperrt ist. Weiße Vorhänge vor dem Balkonfenster dienen als ‚Leinwand‘ für die Schattenbilder, die ich mit jedem Blitz erzeuge. Wäscheleinen definieren den Raum zwischen mir und dem Publikum, durch den das Licht wandert, um die Bilder zu enthüllen.

Die Performance beginnt mit regelmäßigen Blitzen eines starken weißen Lichts, das übertriebene Silhouetten von mir in spielerischen Posen hinter den Vorhängen projiziert. Jeder Blitz wird von einem Polaroidfoto meines nackten Körpers begleitet, welches ich an einer Wäscheleine befestige. Während die etwa 70 Fotos über das Publikum zum Tisch wandern, beleuchten Scheinwerfer die Bilder und das Transportsystem und betonen die Rolle des Lichts in der visuellen Wahrnehmung.

Auf dem Tisch angekommen, liegen die Fotos leblos da und warten darauf, betrachtet zu werden. Ein Lichtwechsel lenkt die Aufmerksamkeit auf den zweiten, noch verschlossenen Performance-Raum. Ein Assistent bereitet Erfrischungen vor und schneidet das Band durch. Das Publikum beginnt, die Bilder auf dem Tisch zu erforschen. Einige verlassen den Raum, vielleicht in der Annahme, die Performance sei zu Ende, andere kommen hinzu und werden zu Mitwirkenden, die die Bilder arrangieren und diskutieren.

Die Reaktionen des Publikums, einschließlich des vorzeitigen Verlassens, stehen im Einklang mit dem Konzept der Arbeit. Um das ‚begehrte Objekt‘ (mich, den weiblichen Körper) wirklich wahrzunehmen, muss das Publikum die verschiedenen Bilder zusammenfügen und verarbeiten. Dieser unvorhersehbare Prozess reflektiert das Potential für Fehlwahrnehmungen (auf English: misperception) und Apperzeptionen, die ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Wahrnehmungserfahrung sind.

Diese Arbeit war Teil der Gruppenausstellung Licht des Neuen Sächsischen Kunstvereins, im Festung Museum Dresden.

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