Anfang 2022 entdeckte ich in der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg eine faszinierende Neuerwerbung, ein Objekt, das der Sammlung von seiner Schöpferin, Annegret Schrempf, geschenkt wurde. Es handelt sich um ein großes, tragbares gehäkeltes Netz. Frau Schrempf nennt das Netz ihren ‚Schutzraum‘, und ich fragte mich, wie man so etwas herstellt und wie es wohl wäre, sich in einem solchen Objekt zu bewegen. Ich fragte mich auch, wie es wäre, so etwas zu brauchen, und wie ein so seltsames, sockenähnliches Netz ein Gefühl der Sicherheit vermitteln könnte.
Frau Schrempf erlaubte mir, ihr Netz auszuleihen, um dieses Video, staggering Mind, zu drehen, das nach Emily Dickinsons Gedicht Nummer 859 benannt ist. Das Gedicht ist eine brillante Analyse dessen, was wir zu wissen glauben, und offenbart die Ungewissheit, die dem Wissen zugrunde liegt:
A doubt if it be Us
Assists the staggering Mind
In an extremer Anguish
Until it footing find.An Unreality is lent,
A merciful Mirage
That makes the living possible
While it suspends the lives.– Emily Dickinson, ca. 1864
Ich beschloss, mir das Netz als einen Weg zu Stabilität und Sicherheit vorzustellen anstatt der Selbsttäuschung, die laut Dickinsons Gedicht notwendig ist, um die Angst vor der Unsicherheit zu überwinden und ein stabiles Leben zu führen.
Performance: Claudia Schmitz-Esser
Kamera: Ferhat Neptun
Schnitt: Janet Grau und Claudia Schmitz-Esser
Musik: Ali Moraly, Songline (for Gordon Hookey)
