janet grau

Pflege: Zwischen Zwangshandlung und kultureller Heldentat

Pflege: Zwischen Zwangshandlung und kultureller Heldentat

Staged photography, video, performance and installation, 2004

Das Jahrhunderthochwasser in Dresden (August 2002) inspirierte mich, die Arbeit Pflege: Zwischen Zwangshandlung und kultureller Heldentat zu kreieren.

Als die Depots der Dresdner Museen bedroht und schließlich überflutet wurden, trugen Kuratoren und unermüdliche Helfer die Schätze Sachsens in die Ausstellungshallen. Den unvergesslichen Bildern dieses heldenhaften Einsatzes, die in den Medien weit verbreitet wurden, folgten zahllose Porträts von Menschen, die sich um das ‚kulturelle Erbe‘, aber auch um andere (oft viel banalere) Objekte kümmern. Ich interessierte mich für die Inszenierung dieser ‚pflegerischen Handlungen‘ für die Kamera: der Blick, die Gesten, die eingenommene Haltung.

Ich trug eine umfangreiche Sammlung solcher Fotografien aus der Zeitung zusammen (welche die Grundlage für diese Arbeit bildete) und entwickelte in Zusammenarbeit mit sechs jungen Studentinnen der Hochschule für Bildende Künste Dresden eine Reihe von inszenierten Handlungen auf der Grundlage dieses Materials. Die entstandenen Fotografien und das Making-of-Video wurden mit weiteren Bildern, Objekten und Film-/Videoarbeiten zu einer fast 500 Quadratmeter großen Installation in der Motorenhalle Projektzentrum für zeitgenössische Kunst, Dresden kombiniert.

Im Laufe der zehntägigen Ausstellung haben wir den Raum immer wieder umgestaltet und durch unsere täglichen ‚Pflegemaßnahmen‘ (Performances) weiter definiert. Viele Ausstellungsbesucher nutzten die Möglichkeit, sich aktiv an dem Prozess zu beteiligen.

Die verschiedenen Elemente der Ausstellung bezogen sich spielerisch aufeinander und standen in Beziehung zueinander. Der Zusammenhang zwischen ‚Fürsorge‘ und performativen Identitätsdarstellungen sowie der obsessive Charakter eines solchen Strebens wurde spürbar.

Was der Gesellschaft die Depots, das sind uns unsere Keller, Dachböden und Rumpelkammern, der Platz unterm Bett, hinten in der Garage und oben auf dem Schrank, die Schubladen und Fächer, Jacken- und Manteltaschen.

Wir alle sind heimliche Depotanleger und -verwalter.

Essays aus dem Katalog lesen:

 

Mitarbeit:

  • Angela Böhme (inszeniertes Foto)
  • Annett Gerlach (inszeniertes Foto, Installation, Performance)
  • Katja Hoffmann Wildner (Filme, inszenierte Fotos, Installation, Performance)
  • Anna Krebs (inszeniertes Foto, Installation, Performance)
  • Franziska Scherner (Filme, inszeniertes Foto, Installation, Performance)
  • Kristina Tost (Filme, inszeniertes Foto, Installation, Performance)
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