extrem interessant

extrem interessant

Partizipatives Projekt, Video, 2015

Als ich 2012 nach Heidelberg zog, entdeckte ich die Sammlung Prinzhorn, ein Museum, das der Kunst von Menschen mit Psychiatrieerfahrung gewidmet ist. Wie andere Künstler auch, fühlte ich mich gezwungen, auf diese bemerkenswerte Sammlung zu reagieren. Diese Arbeit, extrem interessant , ist meine erste Antwort.

Ich habe Menschen verschiedenen Alters und verschiedener Berufe eingeladen, sich ausgewählte Werke der Sammlung Prinzhorn anzusehen, insbesondere jene, die der französische Maler Jean Dubuffet bei seinem Besuch im Jahr 1950 kommentiert hat. Dubuffets oft kurze Beurteilungen reichten von 'extrem interessant' bis 'mittelmäßig'. Die Ausstellung Dubuffets Liste hatte zum Ziel, seine Sichtweise umfassend zu rekonstruieren.

Bis auf einen Fall betrachteten die Gäste die Werke paarweise, und ich habe diese Gespräche auf Video aufgezeichnet.

extrem interessant sind die Dialoge zwischen diesen Personen. Jedes Paar diskutierte zwei Reproduktionen der Kunstwerke. Das Video konzentriert sich dabei ausschließlich auf seine Reaktionen, da die Reproduktionen für den Betrachter nicht sichtbar sind.

Die Teilnehmer wählten aus einem Pool von 15 Werken, die Dubuffet gesehen und bewertet hatte. Dies ermöglichte einen Vergleich zwischen Dubuffets Meinung und den Reaktionen der Teilnehmer.

In diesem dialogischen Setting setzten sich beide Sprecher intensiv mit den Kunstwerken auseinander, beschrieben ihre persönlichen Eindrücke und entdeckten gemeinsam Details. Ihre Worte wurden oft durch Gesten ergänzt. Indem die Teilnehmer die Kopien in die Hand nahmen, konnten sie die Bilder berühren und drehen, was ihre Beschäftigung mit ihnen vertiefte.

Auf entspannte und doch konzentrierte Weise reflektierten sie über Kunstwerke, die die Betrachter des Videos nicht sehen konnten. Die Herausforderung besteht darin, ihren Gesprächen zuzuhören und sich ein eigenes Bild zu machen.

Den Essay aus dem Ausstellungskatalog lesen Dubuffets Liste. Ein Kommentar zur Sammlung Prinzhorn von 1950: Interview mit Janet Grau über “extrem interessant”

Matthias Maaß, einer der Künstler, deren Werke in der Sammlung Prinzhorn zu sehen sind, hat an diesem Projekt teilgenommen. Als Reaktion auf die Erfahrung malte er das Werk Zwei Jungs vor der Kamera (Two Guys Before the Camera) as a response to the experience, and gave it to me when I next saw him

Vielen Dank an alle, die neugierig und mutig genug waren, diese Kunstwerke vor der Kamera zu besprechen: Helmut, Diana & Franzi, Emma & Lilly, Susanne & Eva, Enno & Kerstin, Nicolai & Matthias, Roland & Mechthild, Tobias & Elfi, Hannah, Maria & Sophie, Noah & Jakob und Bernd & Ulrike.
Zwei Jungs vor der Kamera, Matthias Maas
Matthias Maaß, "Zwei Jungs vor der Kamera," 2015
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